Vor seinem Wohnhaus konnte er regelmäßig mit dem Boot fahren
Im Interview (11/2015): Karl Kranzfelder (†2017) hat eine Reihe alter Aufnahmen für die Neugestaltung der Homepage beigetragen. Der gebürtige Kölner erinnert sich noch oft an die Zeiten des Hochwassers zurück.
Herr Kranzfelder, Sie haben Bilder eingereicht, auf denen die ganze Hauptstraße unter Wasser stand. Wie oft kam das denn direkt vor Ihrer Haustüre vor?
Karl Kranzfelder: Eigentlich hatten wir jedes Jahr Hochwasser. Ich weiß noch, als der Sportlerball beim Schmidbaur frühzeitig abgebrochen wurde. Sonst hätten wir alle heimschwimmen müssen. Nach der Schmutterregulierung 1960 war die Hochwassergefahr weitestgehend gebannt.
Sie sind kein gebürtiger Westendorfer, richtig?
Karl Kranzfelder: Das ist richtig. Geboren bin ich in Köln. Dann kamen wir über den Westerwald nach Westendorf. Seit ich elf bin, lebe ich hier auf dem landwirtschaftlichen Anwesen meines Vaters, das ich später übernommen habe und jetzt von meinem Sohn weitergeführt wird. Meine Kindheit und Jugend war sehr schön. Ich habe in der Landwirtschaft gearbeitet und wir hatten immer zu essen und zu trinken. Jedoch hatten wir keine Wasserleitung und auch die Elektroleitung war nur ein Provisorium.
Können Sie sich denn noch an den einen oder anderen Jungenstreich erinnern?
Karl Kranzfelder: Aber klar! Wir haben Hoftürler verzogen, Abwasserrohre verstopft und den Mistwagen aufgehängt. Aber das ist immer recht friedlich verlaufen. Wegen uns musste die Polizei aus Meitingen nicht mit dem Fahrrad anrücken. Und wenn sie zur Kontrolle an Fasching nach Westendorf kamen, hat man sie einfach auf ein Bier eingeladen.
Spielten Sie jemals mit dem Gedanken, wieder aus Westendorf wegzugehen?
Karl Kranzfelder: Niemals!
Und was hat sich in den Jahren geändert?
Karl Kranzfelder: Fast alles. Wenn man bedenkt, dass wir einst noch 700 Einwohner hatten und jetzt schon über 1.700 Menschen im Dorf zählen, sieht man deutlich, wie Westendorf wächst. Als die Einwohnerzahl noch überschaubar war, kannte wahrlich jeder jeden. Früher arbeiteten auch noch 90 von 100 Leuten in der Landwirtschaft, jetzt arbeiten sie in Meitingen. Auch die Straßenteerung ungefähr 1960 war eine große Veränderung.
Herr Kranzfelder, was ist Ihr ganz persönlicher Lieblingsplatz im Ort?
Karl Kranzfelder: Der Sportplatz. Ich war früher Fußballer. Nach Kriegsende konnte das Vereinsleben wieder ins Leben gerufen werden. Zudem ist es schön, dass dank des neuen Bürgermeisters erste Veränderungen in Richtung Barrierefreiheit unternommen werden. Müsste ich Westendorf mit wenigen Worten beschreiben, würde ich wohl sagen: Dahoam is dahoam.
Herr Karl Kranzfelder starb im Jahr 2017.